Es gilt das gesprochene Wort!
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren,
die Ostsee ist ein Meer, das nicht trennt, sondern uns alle miteinander verbindet! – Eine friedliche Nachbarschaft und enge Partnerschaft sind dabei für uns von besonderer Bedeutung.
Dabei nimmt Schleswig-Holstein eine Spitzenstellung ein. Wir sind das Land an zwei Meeren mit politischer, wissenschaftlicher und unternehmerischer Kompetenz und Initiative.
In Skandinavien und im Ostseeraum ist Dänemark unser wichtigster Partner.
Aus meiner Sicht ist hierbei die Situation der Bürgerinnen und Bürger, die täglich zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark pendeln, ein wichtiger Aspekt. Hierbei müssen wir dringend weitere Barrieren abbauen, um Arbeitsplätze auch weiterhin attraktiv zu gestalten. Dies wird durch die Landesregierung mit der aktiven und finanziellen Förderung des Grenzkontors unterstützt.
Eines der wichtigsten und größten deutsch-dänischen Projekte der letzten Jahre war und ist die Planung und Umsetzung der festen Fehmarnbeltquerung. Das größte Investitionsvorhaben Nordeuropas lässt den skandinavischen Raum noch enger mit Kontinentaleuropa zusammenrücken und so wächst der Wirtschaftsraum Norddeutschland noch stärker mit Skandinavien zusammen.
Das beinhaltet zum einen ein starkes Wirtschaftspotenzial für beide Regionen und zum anderen neue Chancen für die deutsch-dänische Zusammenarbeit. Mit der festen Fehmarnbeltquerung wird zudem die letzte große Lücke im grenzüberschreitenden Verkehrsnetz Nordeuropas geschlossen.
Die damit verbundenen Chancen sollten wir als Land Schleswig-Holstein beherzt nutzen.
Ein Vorteil dieses Projekts für den Ostseeraum ist beispielsweise die bessere Erreichbarkeit von Arbeits- und Absatzmärkten. Damit verbunden ist eine neue Ansiedlungsdynamik für zahlreihe Unternehmen.
Durch die Corona-Pandemie stehen viele Unternehmen vor ganz neue Herausforderungen. Die derzeit anstehenden wichtigen Zukunftsentscheidungen vieler Betriebe zur Neuausrichtung ihrer Lieferketten sollten wir politisch aktiv begleiten.
Unternehmen lernen jetzt aus den gemachten Erfahrungen der Vergangenheit und sind deshalb dabei, Lieferketten neu auszurichten und deutlich zu verkürzen. Im Mittelpunkt stehen hierbei die regionale Produktion und Erreichbarkeit. So können in Zukunft Güter effizient und umweltfreundlich hergestellt werden. Für den Transport und die Herstellung dieser Güter werden dann Standorte in Schleswig-Holstein von besonderer Bedeutung sein.
Neben einem guten Straßenverkehrsnetz wird es zukünftig immer wichtiger, den Transport von Waren und Gütern mit modernen Antriebssystemen für den Schienenverkehr zu optimieren. Außerdem können Wasserwege mit leistungsfähigen Häfen und Schiffe mit umweltfreundlichen Antrieben die Bedeutung des Seeverkehrs stärken.
Zukünftig wird aber auch die grenzüberschreitende Kooperationsbereitschaft in den Bereichen Technologie, Wissenschaft und Kultur profitieren. Für Schleswig-Holstein bedeutet das eine höhere und nachhaltigere Wertschöpfung.
Wir sind traditionell ein Land der Technik und Innovationen. Innovationen und neue Technologien verändern die Welt und das Leben jedes einzelnen Menschen. So werden bereits jetzt viele innovative Ideen vorangetrieben, die unsere Zukunft positiv beeinflussen können.
Hierbei möchte ich unter anderem das grenzüberschreitende Energie- und Infrastrukturprojekt „Hydrogen-Corridor“ nennen, indem ein Kernnetz von Wasserstoff-Tankstellen für Verkehre auf dem Weg von Hamburg nach Oslo errichtet wird. Gemeinsam mit dem STRING-Netzwerk machen wir Schleswig-Holstein so zu einer nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Zukunftsregion!
Aber auch das Thema Künstliche Intelligenz wird in Zukunft im Ostseeraum unter anderem bei der Bekämpfung von Umweltproblemen eine immer größere Rolle spielen. Ein Bergeroboter, wie er von Thyssen-Krupp Marine Systems (TKMS) entwickelt wurde, kann hierbei beispielsweise die technische Lösung für die Beseitigung der Munitionsaltlasten in der Ostsee sein. Künstliche Intelligenz ist auf dem besten Wege zu einer Schlüsseltechnologie der Zukunft, wovon wir in Schleswig-Holstein mit einer klugen Ansiedlungsstrategie profitieren sollten.
Doch der Chancenraum Ostsee bietet noch weitere Perspektiven, die wir voranbringen sollten: Als Beispiel ist hier der Tourismusbereich zu nennen, dort bietet sich ein ganz neues Gästepotenzial.
Durch die Corona-Pandemie hat die Nachfrage nach Inlandstourismus, insbesondere an der Nord- und Ostsee, stark zugenommen. Dies führt dazu, dass neue Zielgruppen durch qualitativ hochwertige Angebote dauerhaft an Schleswig-Holstein gebunden werden.
Eine weitere Chance bietet die Digitalisierung und der Breitbandausbau. Mobiles Arbeiten und Leben in den Küstenregionen Schleswig-Holsteins bietet hierbei zusätzliche attraktive Möglichkeiten. Grundlage dafür ist unser vorbildlicher Glasfaserausbau, der uns bereits heute zum Spitzenreiter in Deutschland macht.
Weitere Perspektiven ergeben sich aus der Spitzenforschung an unseren Universitäten und Hochschulen. Hier müssen weitere Partnerschaften mit kleinen und mittleren Unternehmen geschaffen werden, um innovative Forschungsergebnisse für viele Firmen auch ökonomisch nutzbar zu machen.
Auf politischer Ebene pflegen wir natürlich auch unsere internationalen Beziehungen zu den Ländern im Ostseeraum. Das wichtigste gemeinsame Gremium für uns als Parlament ist dabei die Ostseeparlamentarierkonferenz.
Dieser internationale Austausch zu unterschiedlichen Themen, wie zum Beispiel Kooperation in Wirtschaft, Forschung und Digitalisierung ist für die Zukunft des Ostseeraums sehr wichtig.
Von besonderer Bedeutung ist zudem in diesem Zusammenhang der gemeinsame Schutz unserer Ostsee. In Lübeck wurde deshalb in der vergangenen Woche der sogenannte „Baltic Sea Action Plan“ (BSAP) von der Helsinki Kommission (HELCOM) beschlossen. Damit gehen wir die großen ökologischen Herausforderungen – wie beispielsweise die Überdüngung und Munitionsbeseitigung - in der Ostsee durch die Anrainerstaaten gemeinsam aktiv an.
Als weiteren Aspekt möchte ich das Thema Jugendbegegnungen hervorheben, die für uns als CDU von großer Bedeutung sind. Die Jugend ist nicht nur unsere Zukunft, sondern vielmehr tragen die vielfältigen Begegnungen im sportlichen, kulturellen und Bildungsbereich zur Weiterentwicklung unseres Landes bei.
So fördert dankenswerterweise der Landesjugendring Schleswig-Holstein seit mehr als 30 Jahren den umfangreichen Jugendaustausch im Ostseeraum und ermöglicht damit freundschaftliche Begegnungen.
Die CAU-Kiel trägt in vorbildlicher Weise mit vielen Partnerschaften zu osteuropäischen Universitäten zu dieser Entwicklung maßgeblich bei durch.
Erwähnenswert ist hierbei insbesondere, dass Studierende die Möglichkeit haben, ein Studium mit Masterabschlüssen in beiden Partnerländern zu absolvieren.
Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass Schleswig-Holstein bereits heute die erheblichen Entwicklungspotenziale im Ostseeraum aktiv nutzt. Diese Tatsache sollte uns allerdings nicht dazu verleiten, uns auf dem Erreichten auszuruhen. Es sollte uns vielmehr dazu anspornen, gemeinsam mit unseren Freunden im Ostseeraum einen neuen innovativen Gründergeist zu entwickeln.
Wir haben alle Möglichkeiten, unser Europa aktiv mitzugestalten – lassen Sie uns diese Chance gemeinsam nutzen!
Herzlichen Dank!
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